Nach dem Studium hat er in China bei der Agentur TD Reply gearbeitet und kehrte nach vier Jahren zur Zentrale nach Berlin zurück.
Manch eine bzw. einer mag Tiankai wohl schon kennen: Auf YouTube erregte er mit seinem Song „Digital Analytics Anthem“ Ende 2019 Aufmerksamkeit. Hier kritisiert er, dass Analystinnen und Analysten oft nur nach Tabellen und Zahlen gefragt werden, es wird aber kaum hinterfragt, was diese eigentlich bedeuten. Aber genau darin liegt die Arbeit dieser Berufsgruppe: Daten werden gern gedeutet. Es soll nicht darum gehen, immer nur Dashboards zu bauen. Das Feedback auf den Song war überaus positiv. Viele Analystinnen und Analysten stimmen Tiankai zu und er empfindet den Austausch über dieses Thema als überaus positiv. Es geht darum, wie er es formuliert, „den Stereotypen vom Nerd an Excel-Tabellen wegzubekommen und uns mehr als Businessexperten zu sehen“. Weiters kritisiert er die Tatsache, dass viele die Analystinnen und Analysten lediglich als eine Art „Zahlenpolizei“ sehen. Auch Jonas sieht dies ähnlich. Ihm ist es wichtig, festzustellen, dass es nicht um eine Entmündigung geht. „Wir maßen uns nicht an, bessere Entscheidungen als das Business selbst zu treffen“, so der Experte. Jedoch kann auf Basis der Daten, die zur Verfügung gestellt werden, dabei geholfen werden, dass das Business besser läuft. Tiankai spricht auch darüber, dass es Personen gibt, die nicht an Daten glauben wollen und die äußerst misstrauisch diesbezüglich sind. So muss in diesen Fällen viel Geduld aufgebracht werden, wenn das Herausgefundene nicht zum Mindset dieser Personen passt.
Damit Unternehmen in Zukunft wettbewerbsfähig sind, müssen sie mit Daten arbeiten. Wenn das aber kein gemeinschaftliches Projekt ist, gibt es Probleme. Gerade durch die Pandemie, so Tiankai, ist das Thema noch größer geworden. Viele wurden zur digitalen Transformation gezwungen. Es gab eine Art Wake-Up Call. So wird mehr auf objektive Daten als auf subjektive Meinungen geachtet. Aber natürlich läuft nicht alles so gut. Jonas spricht von „Fire and Forget“: Häufig verlangt eine Fachseite Dashboards, wollen dann aber eigentlich nicht wirklich viel wissen. Das wird den Daten nicht gerecht, da sie eine Menge Möglichkeiten eröffnen.
Tiankai ist es aber auch wichtig, festzustellen, dass es auch viele Positivbeispiele gibt. Es hilft, offen und transparent über die Prozesse zu sprechen. Der Daten-Experte hat einige Beispiele für eine gute Zusammenarbeit mit der Fachseite. So erzählt er von der guten Zusammenarbeit mit Product Teams im Bereich Schuhe und Kleidungsstücke. Gemeinsam wurde früh festgestellt, dass Product Reviews eine gute Quelle sind, um zu verstehen, was die Leute mögen. Direkte Feedbackpunkte können gut umgesetzt werden. Gute Erfahrungen hat Tiankai auch mit der Kampagnenplanung gemacht.
Wenn Tiankai Ergebnisse in großer Runde präsentiert, zeigt er weniger Zahlen und mehr überraschende Fakten. Er ist sich sicher, dass es oft sinnvoller ist, nicht zu viel auf Graphen einzugehen und mehr Text und Bullet Points zu nennen. In diesem Zusammenhang nennt er seinen Slogan: „Weg von Data Driven und hin zu Insight Driven“. Das braucht Zeit und viele Gespräche.
Verschlafen viele Firmen das Thema Data? Tiankai ist der Meinung, dass viele wissen, dass Daten überaus wertvoll sind. Nur wissen viele nicht, wie damit umgegangen werden soll. Sie sind schier überwältigt von der Menge. Es fehlt an Kommunikation und Transparenz, es wird viel über das Konzeptuelle gesprochen aber wenig über die Prozesse und das Organisatorische. Daten als Wichtigkeit sind seiner Meinung nach schon etabliert, jetzt geht es um die Wertschöpfung.
Tiankai hat auch einen Tipp für die Zuhörerinnen und Zuhörer: Er rät dazu, Klartext zu reden und offen zu kommunizieren. Wird das nächste Mal nach einem Dashboard gefragt, soll gemeinsam mit der Fachabteilung eruiert werden, was eigentlich erreicht werden soll.
Auch privat beschäftigt sich Tiankai mit Daten. Er schaut gerne Serien und Filme und analysiert die Inhalte auf IMDb und Rotten Tomatoes. Außerdem interessiert ihn die Entwicklung von Musik-Charts.