Der jüngste Datenskandal um Facebook und Cambridge Analytica hat das Thema Datenschutz wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Tatsächlich weiß aber kaum jemand, über welche Daten ihrer Nutzer Google und Facebook im Einzelnen verfügen. So bleibt nur das diffuse Gefühl, nicht mehr Herr über die eigenen Daten zu sein. Dabei ist die Menge der Daten, die die Tech-Konzerne tatsächlich über uns sammeln, beunruhigend. Sie reicht von Standort-Daten bis hin zu persönlichen E-Mails und Bildern – und hat somit ein hohes Missbrauchspotential.
Facebook bekommt Deine Daten erstens über die Befugnisse, die Du der App auf Deinem Smartphone erteilst: Zugriff auf Deine Kamera, Dein Mikrophon, Deine Bilder und privaten Dokumente. Zweitens geben Internetseiten, die über einen Facebook-Button verfügen, an Facebook weiter, wenn Du diese Seiten aufrufst. Und damit nicht genug: Die meisten von uns kommunizieren über WhatsApp. Dieses Unternehmen wurde im Jahr 2014 von Facebook aufgekauft. Was WhatsApp über Dich weiß, landet also am Ende ebenfalls bei Facebook.
Google wiederum speichert nicht nur Deine Suchanfragen, sondern auch alle Youtube-Videos, die Du gesehen hast – auch dann, wenn Du Deinen Cache und Deine Suchhistorie gelöscht hast. Außerdem werden viele Daten über das Google-Konto auf Deinem Android-Smartphone weitergegeben, zum Beispiel Dein Standort, Deine Kontakte und welche Apps Du benutzt.
Wenn Du die Standortbestimmung Deines Handys aktiviert hast, protokolliert Google Deine Aufenthaltsorte. Und damit ist nicht nur die Stadt gemeint, in der Du Dich gerade aufhältst: die Tracking-Daten sind so präzise, dass Google weiß, in welchen Geschäften Du einkaufen warst, in welchen Restaurants Du gewohnt hast und welche Adressen Du besucht hast.
Um Deine persönlichen Standortdaten anzusehen, klicke auf diesen Link – bitte nicht erschrecken: https:// www.google.com/ maps/ timeline?pb
Die Suchfunktion ist die Kernfunktion von Google. Selbstverständlich speichert der Konzern alle Suchanfragen, die Du jemals in die Maschine eingetippt hast – auch jene, die Du selbst schon gelöscht glaubtest. Es versteht sich von selbst, dass dabei Deine Profile von verschiedenen Geräten vernetzt werden.
Deine persönliche Such-Historie findest Du hier: https:// myactivity.google.com/ myactivity
Unter dem selben Link erfährst Du übrigens auch, welche Apps auf Deinem Smartphone Du wann genutzt hast und welche Youtube-Videos Du Dir wann angesehen hast. Deine Youtube-Historie findest Du komprimiert auf dieser Seite: https:// www.youtube.com/ feed/ history/ search_history
Google hat Zugriff auf alle Bilder, die Du mit Deinem Smartphone aufgenommen hast. Und weiß natürlich auch, zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort diese Bilder gemacht wurden. Kleiner Test: Logge Dich an Deinem PC in Deinem Google-Profil ein und öffne Deine Fotos: https:// photos.google.com/ ?hl=de
Plötzlich wirst Du Bilder sehen, von denen Du vermutlich glaubtest, sie lägen sicher im Foto-Ordner auf Deinem Handy.
Basierend auf all diesen Daten erstellt Google über Dich ein persönliches Werbeprofil. In diesem findest Du eine Liste von Themen- und Interessensgebieten, die Dir zugeordnet werden, zum Beispiel „Dance und elektronische Musik“ oder „Berlin“. Dein persönliches Profil findest Du hier: https:// adssettings.google.com/ authenticated
Ich persönlich finde mich in meinem Profil durchaus wieder. Manche Punkte sind zwar nicht ganz adäquat – doch Google fordert mich auf, diese manuell anzupassen. Darüber hinaus werden „[a]uch bei der Nutzung mancher Google-Dienste […] Themen hinzugefügt, z. B. wenn Sie auf YouTube ein Video ansehen. Wir arbeiten daran, Themen aus weiteren Google-Diensten einzuschließen.“
Fakt ist: ich habe Google selbst keine Informationen gegeben, also keine eigenen Interessen ausgewählt. Google hat sich alle meine Daten über seine Dienste angeeignet. Zum Beispiel war ich vor Kurzem zu Besuch in Berlin. Dort habe ich meine Standorterkennung aktiviert und außerdem eine Stadt-App heruntergeladen – und finde „Berlin“ nun als mein Interesse wieder.
Unter dem folgenden Link findest Du die Möglichkeit, alle Daten herunterzuladen, die Google über Dich gesammelt hat: https:// takeout.google.com/ settings/ takeout?pli=1
Nicht erschrecken: Vermutlich wird der Ordner mehrere Gigabyte groß sein. Er enthält neben den hier bereits präsentierten Daten auch noch die Termine aus Deinem Google-Kalender, Deine Kontakte und vieles mehr.
Es wird Dich kaum überraschen, dass Facebook Google im Sammeln von Nutzerdaten in nichts nachsteht. Auch bei Facebook hast Du die Möglichkeit, alle Daten über Dich herunterzuladen, und zwar unter folgendem Link: https:// www.facebook.com/ help/ 131112897028467
Was enthält dieses Datenpaket?
Hast Du Dich schon einmal aus dem Ausland bei Facebook eingeloggt? Vermutlich wurdest Du dann gebeten, Deinen Account zu verifizieren. Facebook erkennt also, von welchem Ort aus Du Dich einloggst – und speichert diese Information genauso wie die Uhrzeit sowie den Gerätetyp, den Du dabei verwendest.
Facebook speichert alle Nachrichten, die Du anderen Personen schreibst und die Du von anderen Personen erhältst.
Facebook speichert alle Seiten, die Du jemals geliket hast – seien es Firmenseiten oder Dein persönliches Interessenprofil.
Ob Tinder oder Deine Fitness-App: Facebook protokolliert genau, welche Apps Du mit Facebook verknüpfst. Und weiß damit nicht nur über Dein Liebesleben Bescheid, sondern auch über Deine Gesundheit.
Dass Facebook Deine Likes und Nachrichten speichert: unschön, aber auch nicht wirklich überraschend. Aber an diesem Punkt wird es wirklich gruselig. Denn über die Facebook- und die WhatsApp-App hat der Konzern Zugriff zu vielen Daten auf Deinem Handy. Mit der Installation erteilst Du Facebook die Erlaubnis, jederzeit auf Dein Mikrophon und Deine Kamera zuzugreifen. Außerdem übermittelt Dein Handy Deine Standort-Daten, deine Kontaktliste, Deine Nachrichten, Deine Fotos, Deine Browser-Historie, Deine Downloads, Deinen Kalender und manches andere.
Welchen Schaden diese Daten anrichten können, hat bereits der Skandal um Cambridge Analytica gezeigt. Auch persönlich bist Du schnell erpressbar, wenn jemand an Deine Login-Daten für Google oder Facebook herankommt. Denn dann kann er sich wie Du über die obigen Links ein komplettes Datenprofil über Dich herunterladen – samt Google-Suchen, persönlicher Fotos und Standort-Daten. Allesamt Daten, die nicht in die falschen Hände geraten sollten – und die auch bei Facebook und Google nicht unbedingt gut aufgehoben sind.