Welchen Mehrwert Data Governance für Unternehmen haben kann, inwiefern Logikbäume dabei eine Rolle spielen und was das Ganze mit dem Paretoprinzip zu tun hat – das alles klärt Jonas Rashedi im Podcast „My Data is better than Yours“ mit seinem Gast Marco Geuer.
Marco hat über 20 Jahre Erfahrung in Business Analytics und ist Verantwortlicher für Data Performance und Data Governance bei Vodafone. Außerdem ist er Trainer für Data Quality und Data Governance bei der Haufe-Akademie sowie Fachbeirat für die Konferenz Data Governance in Stuttgart (DataGovKon).
„Data Governance ist der Weg, wie eine Organisation gewillt ist, mit Daten umzugehen“, stellt Marco zu Beginn fest. Aus der Unternehmensstrategie leitet sich die Datenstrategie ab. Die Fragen, wie mit Daten umgegangen werden soll, welche Maßnahmen ergriffen werden können und wie Data Governance zur Etablierung von Datenkompetenz und Datenkultur im Unternehmen genutzt werden kann, sind dabei essentiell.
Data Governance bildet eine Art Klammer zwischen diesen Themen. Marco erwähnt hierbei die verschiedenen building blocks, die im Zuge der Data Governance berücksichtigt werden müssen (data quality, data catalog, data sharing). Durch die DSGVO-Verschärfung haben Daten einen höheren Stellenwert bekommen. Dieser erhöhte Stellenwert hat viele Unternehmen vor Herausforderungen gestellt. Die Frage, wo sich Daten von Kundinnen und Kunden befinden, ist in der heutigen Zeit von allerhöchster Wichtigkeit.
IJonas spricht in diesem Kontext von der Datenpolizei, die definiert, wie wir mit Daten umgehen wollen. Der Data Governance Manager ist verantwortlich für Qualität und Prozesse und damit einhergehende Standards. Ohne Standards entsteht „Wildwuchs“, führt Jonas näher aus. Das kann dazu führen, dass weniger Value aus den Daten generiert werden kann.
Im Zuge des Interviews wird auch der Frage, ob eine zentrale oder dezentrale Aufstellung der Data Governance-Stelle sinnvoller ist, nachgegangen. Laut Marco gibt es dafür keine allgemein gültige Antwort: Mischformen sind interessant. Meist startet Marco zentral in den Prozess. Die Einheit gibt die Strategie vor, auch welche Maßnahmen und welches Budget dabei relevant sind. Bei der Einführung ist wichtig, wie die Menschen dazu befähigt werden, gewisse Rollen zu übernehmen. Marco entwickelt ein Servicekonzept, welches zur Befähigung führt. Viele Unternehmen sind in Silos aufgebaut, sie sehen die eigene Datenwelt, aber nicht den Impact, den die Daten auf die Unternehmensziele haben. Um das Bewusstsein dafür zu schärfen, arbeitet Marco mit Logikbäumen, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufzeigen, welchen Impact ihre Daten auf die Kerngeschäftsprozesse haben. Dabei wird nicht von Datenqualität, sondern viel mehr von der Leistungsfähigkeit von Daten gesprochen. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit spielt beispielsweise bei der Automatisierung eine maßgebliche Rolle. Marco spricht auch von dem von ihm entwickelten Rapid Data Performance Assessment. Dies wird zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit von Daten verwendet. Es geht darum, zu ergründen, was man tun muss, um die Datenqualität so weit zu steigern, dass Ziele erreicht werden können. Marco bietet den Unternehmen geeignete Instrumente an, um Bewertungen vornehmen zu können. Zum besseren Verständnis seiner Worte nutzt er eine Analogie mit dem Besitz eines Führerscheins. Wird dieser nicht gemacht, weiß man nicht, ob es ein Vergehen ist, über Rot zu fahren. Jonas fügt dem hinzu, dass die zentrale Unit somit Leitplanken setzt sowie die Klammern definiert. Außerdem spricht er von dem Impact, welchen Daten auf die Gesamtorganisation haben.
Auch privat beschäftigt Marco der Umgang mit Daten. Die Frage, wie mit seinen Daten umgegangen wird, ist dabei zentral. Im Umgang mit Linkedin, Xing oder WhatsApp kommt oft der ein oder andere Gedanke auf, berufliches Know-How spielt für ihn auch im Privaten hier eine große Rolle.
Marco zieht am Ende des Gespräches Bilanz: es muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, Kommunikation ist dabei der Schlüssel. Die Botschaft, die ankommen soll, ist abhängig von dem, der sie sendet. Dass der andere sie direkt versteht, kann nicht erwartet werden. Diese Tatsache muss auch im Zusammenhang mit Data Governance bedacht werden.