Was ist Datenhandel und was macht ein Data Broker?

Bei Skandalen, bei denen es um den Schutz von Data geht, werden meist Google und Facebook als die Schuldigen genannt. In den Medien sind die beiden oft die Sündenböcke. Ihre Praktiken für den Schutz von Data, die Suspekt sind, führen auch zu Ermittlungen gegen sie. Aber es gibt auch andere Firmen, die mit der gleichen Art arbeiten. Die sind für die User des Webs oft nicht bekannt.

Die USA sind nicht grade bekannt für gute Gesetze zum Schutz der Data. Daher gibt es grade dort Firmen, die als Data Broker bekannt sind. Sie haben bis zu 1.500 Infos über eine Person. In der EU sind die Data Broker am Rande des Gesetzes. Sie versuchen, Gesetze wie die DSGVO schnell zu umgehen. Hier nutzen sie die Ausrede für „berechtigtes Interesse“. Auch nutzen sie User aus, die nicht achtsam sind, sondern die einfach so ihren Consent geben.

Diese Firmen haben mehr Infos über die Bürger, als die Behörden vom Staat. Diese Aussage ist wohl nicht weit von der Wahrheit entfernt.

Das ist das dunkle Reich der Data Broker.

Was sind Data Broker?

Data Broker werden auch Info Broker, Data Provider oder Data Supplier genannt. Es sind Firmen, die Data sammeln. Das tun sie selbst, indem sie im Web nach Infos suchen. Ob Legal oder nicht spielt da keine Rolle. Aber sie kaufen auch Data von anderen Firmen. Diese Infos werden mit Data aus anderen Quellen vereint. Das sind zum Beispiel Offline Quellen. Diese Art von Geschäft hat einen Umsatz von 200 Milliarden Dollar pro Jahr. Und das Geschäft boomt dazu noch. Hinzu kommt, dass viele Leute nicht mal wissen, dass es diese Art von Firma gibt.

Was für Infos sammeln die Data Broker und was tun sie damit?

Die Infos werden nicht nur Online, sondern auch Offline gesammelt. Die Quellen können diese sein:

• Data von Social Media

• Der Web Verlauf im Browser

• Online und Offline Käufe sowie Garantie Infos

• Infos von Kreditkarten

• Dokumente vom Staat (Führerschein, Fahrzeugschein, Volkszählungs Data, Geburtsurkunden, Heiratsurkunden usw.).

Die Data, die Data Broker sammeln und verkaufen ist zum Beispiel das:

• Vor- und Nachnamen einer Person

• Die Adresse (auch alte)

• Seine Telefonnummern

• Seine E-Mail Adressen

• Das Alter und das Geschlecht

• Falls die Person mögliche Immobilien besitzt

• Sein Einkommen

• Seine Ausbildung

• Welchen Beruf er hat

Aus den Infos machen Data Broker Zielgruppen- oder User Segmente. In kurz auch Zielgruppen genannt. Diese wird dann an andere Firmen verkauft.

Diese Data wird dann für Online Werbung, zum Beispiel Ad Targeting, genutzt. Das machen AdTech Plattformen, wie Demand-Side und Data-Management. Diese Firmen wollen aber nicht die Namen, Adressen oder sensible Infos. Sie wollen Infos, was Kunden im Web tun oder kaufen. Aber auch Alter, Geschlecht und Einkommen helfen, das Targeting besser zu machen.

Wie machen Data Broker Geld?

Im Grunde geht es darum, Data zu sammeln und sie anzuhäufen. Die besten Infos werden dann an Third-Parties verkauft. Der größte Skandal bis heute betraf einen Data Broker, der einer Firma für Werbung Kontakte von Opfern von Vergewaltigung, Alkoholikern und Leuten mit Erektionsstörungen verkauft hat. Solche Listen mit 1000 Kontakten wurde für 79 Dollar pro Stück verkauft.

Kaufen AdTech Firmen diese Segmente, geschieht dies meist als cost per mille (CPM), also Zahlung in tausender Schritten. Aber es kann auch anteilig in Prozent sein.

Die meisten Data Broker handeln nicht mit sensibler Data. Auch wenn oft über schwarze Schafe zu hören ist. Aber Mainstream Firmen für Werbung wollen eher übliche Infos, wie zum Beispiel ob jemand Interesse an Sport oder Musik hat. Oder aber, ob jemand mit Impuls kauft.

Gibt es verschiedene Arten von Data Brokern?

Es gibt viele Firmen auf der Welt, die Infos aus allen Quelle holen. Diese verkaufen sie dann weiter an andere Firmen. Anhand der Art und dem Umfang der Data, die sie sammeln, können sie in vier Arten geteilt werden:

#1: Data Broker für Werbung und Marketing

Acxiom und Datalogix sind Data Broker, die den Fokus auf dem Marketing haben. Dazu kommen Firmen wie Experian und Equifax, die etwas anderes machen, aber auch Data Broker sind.

Diese Firmen machen aus den Infos Databases von Leuten. Die werden später für Werbung und Marketing genutzt. Aus dem Alter, Ort, der Ausbildung, dem Einkommen, dem Web Verlauf, dem Verhalten beim Kauf und den Neigungen einer Person machen Data Broker Zielgruppen.

Firmen, die Werbung machen, kaufen sie dann. So zeigen sie den Leuten passende Ads.

#2: Data Broker zur Erkennung von Betrug

Banken und Betreiber von Mobilfunk brauchen Hilfe beim Erkennen von Betrug. Dafür gibt es auch Data Broker.

Eine Person will zum Beispiel einen Kredit bei einer Bank haben. Die Bank geht zum Data Broker und will wissen, ob die Infos, die die Person angegeben hat, richtig sind. So wird das Risiko kleiner, das Geld an einen Betrüger verliehen wird.

#3: Minderung von Risiken mit Data Brokern

Das sind zum Beispiel Data Broker, die den Verlauf der Suche von einer Person nutzen, um ihr Kredite mit hohen Zinsen anzubieten. Kauft die Person zum Beispiel oft Luxuswaren im Web, kann es ein Indiz sein, dass sie Schulden hat. Besonders dann, wenn sie wenig Geld hat.

Ein anderes Beispiel ist eine Person, die im Fitnessstudio aktiv ist. Sie kann in einer Gruppe mit einem kleinen Risiko für Herzinfarkte landen. So wird ihr eine Lebensversicherung gezeigt, die kleine Prämien hat.

In Polen gibt es eine mobile App mit dem Namen Yanosik. Sie zeigt Radarfallen und mehr Infos über den Verkehr. Nutzt eine Person diese App, kann sie eine preiswerte Versicherung für ihr KFZ kriegen. Sie muss wohl Consent zum aufzeichnen ihres Fahrstils geben. Also zahlt ein guter Fahrer weniger, als ein schlechter.

Diese Infos fußen oft auf nicht exakten Infos. Das ist ein Problem. Denn die Menschen wissen gar nicht, dass die Infos gesammelt werden. Sie können also auch nicht auf die Infos zugreifen, sie ändern, korrigieren oder gar löschen.

#4: Web Pages zur Suche von Menschen

Web Pages wie PeekYou und Spokeo sind für das gemacht. Dort können Personen und Firmen nach Infos über eine Person suchen. Dazu reichen Namen, Adresse, E-Mail oder Telefonnummer.

Die Infos, die dort zu finden sind:

• Die Aliasnamen, die eine Peron hat

• Die Adresse (aktuelle und auch frühere)

• Das Datum der Geburt

• Welche Hobbies er hat

• Welche Zugehörigkeiten er hat

• Was für eine Ausbildung er hat

• Welche Beschäftigung hat er

• Wie ist sein Familienstand

• Infos zu den Finanzen

• Infos von Social Media

Diese Infos sind leicht und schnell zu kriegen. Dadurch, und durch die Art der Infos, werden Menschen oft Opfer von Doxxing.

Wie arbeiten Data Broker?

Das Data Broker die Data auf nicht legale Art holen, ist nicht gewiss. Auch wenn dies so aussieht. Sie können im Web frei zugängliche Infos sammeln, wie zum Beispiel von Social Media. Oder sie kriegen die Data von Firmen, die sie selbst sammelten.

Data Provider geben die Infos an Data Broker, die sie umsonst oder kommerziell an Data Consumer verkaufen.

Ist das Legal?

Data Broker arbeiten ganzLegal oder an dem Rande dessen. Dies ist sehr in Ländern der Fall, die schlechte Data Policies haben.

Geben Sie Ihren Consent, dass eine Firma Ihre Data an Third-Party Broker weiter geben darf, passiert dies meist nicht gewollt. Es kann zum Beispiel durch einen Haken beim anmelden auf einer Web Page sein. Oder bei einem Formular, um eine Kundenkarte zu kriegen.

Die meisten Menschen mögen es nicht, dass ihre Data verkauft wird. Aber es gibt auch Menschen, die dies von selbst tun. Das geht bei Data Broker Programmen wie Luth Research. Dort erhält man Geld, wenn man Infos über sich abgibt und seinen Consent gibt, dass diese an Third-Parties verkauft werden darf. In der Theorie ist das eine Win-Win Situation.

Meinungsverschiedenheiten über Data Broker

Das Data Broker Modell wird durch Gesetze für den Schutz von Data und dem Schutz der Privatsphäre stets schwerer.

In der EU gibt es das DSGVO. Darin gibt es sechs Grundlagen, die Data Processing erlauben. Eines ist das berechtigte Interesse. Es ist sehr vage und wird oft missbraucht und falsch ausgelegt.

Was ist mit dem berechtigten Interesse?

Das nutzen viele Data Broker und AdTech Firmen, um User Data zu nutzen. Im Detail ist es nicht klar wofür es gilt. Für Werbung gilt es aber nicht. Eine weitere Grundlage für Data Processing ist, dass der User seinen Consent dafür gibt. Den sollen sich Data Broker und AdTech Firmen holen, wenn sie die User Data nutzen wollen.

Abgeleitete, gefolgerte und vorhergesagte Data

Es gibt Data Broker die der Meinung sind, dass diese Art von Data keine persönliche ist. Dabei wird sie genutzt, um User gezielt ansprechen zu können.

Möglichkeit zum Opt-Out

Viele Menschen wissen nicht, dass Opt-Out möglich ist. Es kostet oft nicht einmal etwas. Dazu kommt, dass viele Data Broker nicht willig sind, zu zeigen, welche Data sie über die Person gesammelt haben. Es gibt aber schon ein paar. Axciom hat eine Web Page mit dem Namen About the Data. Dort können Personen sehen, welche Data es über sie gibt. Sie können auch falsche Data richtig stellen.

Data Broker Firmen können das Opt-Out bieten. Das muss aber nicht die Rückschlüsse der Data meinen. Hinzu kommt, dass es sehr schwer ist, Dinge für immer aus dem Web zu löschen. Meist bleibt eine Kopie erhalten.

Ein paar Worte zum Abschluss

Seit das DSGVO 2018 in Kraft trat, sind Data Broker mehr im Fokus. Sie müssen schlau sein, wenn sie keine Strafen zahlen oder eine Ermittlung wegen Data-Breach riskieren wollen. Ein Beispiel ist Google, das vor kurzem 57 Millionen Dollar Strafe von Frankreich erhielt. Google hatte sich nicht an die Data Protection Gesetze der EU gehalten.

Dazu kommt, dass gegen große AdTech Firmen wie Criteo, Quantcast und Tapad und Credit Agencies Equifax und Experien Formel Beschwerde bei der EU eingereicht wurde. Das geschah mit Hilfe der DSGVO von der EU und wurde aus dem UK gemacht.

Leider heißt das nicht, dass User jetzt sicher sind. Im Web ist das nie der Fall. Am besten lesen Sie Consent Forms so genau wie möglich und geben Sie Ihre Data nicht an verdächtige Web Pages. Auch sollten Sie Acht geben bei Diensten, die umsonst sind. Denn nichts ist umsonst im Leben.